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Erste Tests für Wassermanagement per Satellit

Ein Bericht von Petra Himmel | Golf Sustainable

Das Thema Wasser treibt Tom Egelhoff um. Täglich. Und das seit Jahren. Sein Arbeitsplatz liegt auf über 2000 Meter Höhe in den Bergen von New Mexico. Wenn man Tom Egelhoff fragt, wieviel es diesen März geregnet hat, formt er Daumen und Zeigefinger zu einer Null. „Die Niederschläge hier lassen in den vergangenen Jahren ständig nach.“ Die durchschnittliche Regenmenge lag in den vergangenen Jahren bei 457 Millimeter. Hier oben spricht man von der sogenannten hohen Wüste. Es ist steinig, gebirgig, es wachsen Wacholder und cholla Kaktus.

„Unser tägliches Ziel ist es, erstklassige Spielbarkeit herzustellen und die Kosten für das Wasser gering zu halten“, erklärt Egelhoff. Las Campanas besteht aus zwei hochdekorierten Jack Nicklaus Signature Plätzen, die zu einem der extrem exklusiven Platinum Clubs of America zählen. Insofern greift Egelhoff im Greenkeeping auch auf ein System zurück, das im deutschsprachigen Raum überhaupt nicht vertreten ist: 44 Greenkeeper kümmern sich um die zwei Golfplätze. Jeder davon verfügt über ein vierreihiges Beregnugnssystem mit jeweils zwischen 2000 und 3000 Regnern. Rund 700.000 m³ Wasser werden jährlich verwendet, um die Plätze in amerikanischem Top-Zustand zu halten. Das ist extrem teuer, weil 50 % recyceltes Wasser zugekauft werden. Die andere Hälfte kommt aus dem Rio Grande.
Die Kombination aus den Standards einer amerikanischen Top-Anlage und den Herausforderungen zunehmender Dürre in New Mexico hat aus Las Campanas einen Club gemacht, bei dem das Thema Wassermanagement ein tägliches Projekt ist. Drei Jahre lang experimentierte man mit der USGA an einem Bewässerungssystem der Tees, das unterhalb der Grasoberfläche verlegt wird. Seit Anfang des Jahres versucht man sich an Greenway, einem GPS-basierten System zur Messung von Bodenfeuchte, die Schwachstellen in der Beregnung des Platzes zu identifizieren.
Entwickelt wurde Greenway in Deutschland von Erik und Lukas Kaiser, die mit Experten aus den Bereichen Erdbeobachtung, Data Science, Geowissenschaften und IT-Management die Möglichkeiten zur Verbesserung der Pflege von Golfplätzen verbessern wollen. Der Trick dabei: Durch die Verwendung von digitalen Messpunkten kann auf die Verwendung von mobilen Feuchtigkeitssensoren und eingebaute Bodensensoren verzichtet werden. Durch die Verwendung satellitenbasierter Aufnahmen von Golfplätzen kann einerseits die Rasen- bzw. Bodengesundheit festgestellt, andererseits aber auch die Verteilung der Feuchtigkeit lokalisiert werden.
„Die größte Überraschung war eigentlich die Überwässerung“, resümiert Tom Egelhoff, der ebenso wie der Head-Greenkeeper der deutschen Golfanlage St. Leon-Rot, Daniel Lüttger, seit Anfang des Jahres Greenway testet. „Wir haben schnell die Regner lokalisiert, die zuviel Wasser ausbringen und falsch eingestellt sind.“ In Las Campanas beschäftigen sich zwei Greenkeeper täglich mit nichts anderem als der individuellen Konfiguration von Regnern. Durch Greenway, so Egelhoffs Bilanz, habe er sich aber nun immerhin die sechsstündige Vermessung der Feuchtigkeit im Boden mit dem mobilen Feuchtigkeitsmessgerät gespart. Zweimal die Woche wurde gemessen. Stattdessen erkennt Egelhoff nun anhand der Bildgebung, wo die kritischen Stellen auf dem Platz sind.
Im deutschen GC St. Leon-Rot fällt diese Arbeitsersparnis weg: „Wir haben bis dato die Feuchtigkeit nur auf den Grüns gemessen“, erklärt Daniel Lüttger. Der personelle und finanzielle Aufwand, der bei US-Top-Anlagen betrieben wird, ist bei den im Vergleich deutlich preisgünstigeren deutschen Top-Anlagen nicht umsetzbar. „Im Moment lernen wir noch von dem System Greenway“, resümiert Lüttger. Hier ist die Satelliten-Bildgebung ebenfalls erst seit Beginn des Jahres im Einsatz. „Ideal wäre es, wenn wir unsere Regner in die digitale Karte mit einspielen könnten, so dass genau erkennbar wäre, was sich genau im Umfeld der einzelnen Regner tut.“
Das Projekt Greenway verdeutlicht, wie stark der Einfluss der Digitalisierung auch im internationalen Wassermanagement auf Golfanlagen ist. Wobei am Beispiel von Las Campanas auch klar wird, dass die Ansätze zum Einsparen von Wasser noch weit umfassender sein müssen. In den vergangenen Jahren hat man auf der Anlage in New Mexico die beregnete Fläche der Plätze von rund 36 Hektar auf 24 Hektar verringert. Tausende Regner wurden beseitigt.
Statt beregneter Grasfläche wurde wieder die typische Wüstenvegetation eingeführt. Speicherteiche wurden optimiert. Wasser in jeglicher Form wird hier detailliert überwacht. Allein drei Wetterstationen sorgen für einen Teil der Datenanlieferung.

Der Versuch, Spitzengolf in dem wüstenartigen Klima auf über 2000 Meter New Mexicos zu ermöglichen, wäre ohne die Auslotung aller technischen Möglichkeiten angesichts zunehmender Dürre wohl zum Scheitern verurteilt. Im GC St. Leon-Rot ist die Ausgangssituation weit weniger extrem. Aber das Thema bleibt das gleiche: Wassermanagement auf Golfanlagen ist längst zu einem Kernthema geworden, das Qualität, Spielbarkeit und Finanzen betrifft. Egal, ob in New Mexico oder Heidelberg.