Ein Bericht von Ing. Rudolf Woisetschläger
Die Förderung des Wurzeltiefgangs bildet das Fundament für eine gesunde Rasentragschicht. Damit die Wurzeln in tiefere Schichten vordringen können, darf der Boden nur bis zu einem bestimmten Grad verdichtet sein.
Auch der Aufbau der Rasentragschicht spielt eine wesentliche Rolle ob die Wurzeln in die Tiefe wachsen und ob ausreichend Nährstoffe und Luft in tieferen Bodenschichten vorhanden sind. Der Rasenfilz (Thatch) bremst ab einer Stärke von über 1 cm den Wurzeltiefgang, da die Nährstoffe und der Luftaustausch nur erschwert in tieferen Bodenschichten stattfinden können. Ein wenig Rasenfilz ist wegen seiner Pufferwirkung bei Temperaturschwankungen nützlich. Häufig wird Rasenfilz jedoch zu einem Problem, wenn er eben über 1 cm Dicke hinausgeht. Die Greens werden dann bei Nässe weich, schwammig und verlieren an Scherfestigkeit. Auch die Beregnung wird erschwert, da der Rasenfilz viel Wasser speichert und es so zu einer flachen Durchfeuchtung des Bodens kommt.
Maßnahmen zur Reduktion von Rasenfilz -Thatch
Als Rasenfilz- oder Thatch Reduzierer werden von vielen Firmen Produkte angeboten wie z.B. Lignin-abbauende Bakterien, diverse enzymehaltige Produkte, Algenextrakte, Aminosäuren, Huminsäuren bzw. diverse Kombinationen. Bei sachgerechter, jährlich mehrmaliger Anwendung ist durch derartige Produkte auf Grund meiner Erfahrung eine Reduktion von bis zu 25% realistisch. Ein bis zwei Anwendungen pro Jahr helfen zu wenig. Allerdings verbessern die vorgenannten Produkte zusätzlich das Bodenleben.
Organische Dünger enthalten neben der Düngewirkung auch Nahrung für nützliche Mikroorgansimen, die in weiterer Folge auch den Rasenfilz angreifen und reduzieren können. AHL (Ammonnitrat-Harnstoff-Lösung) zeigte bei mehrjähriger regelmäßiger Anwendung im Laufe eines Jahres ebenfalls eine deutliche Reduktion des Rasenfilzes. Allerdings ist die Lagerung und das exakte Ausbringen nicht jedermanns Sache.
Auf Grund meiner langjährigen Erfahrung lässt sich der Rasenfilz jedoch ohne entsprechend wiederholte mechanische Maßnahmen nicht zufriedenstellend reduzieren und unter Kontrolle halten.
Seitenwurzelbildung der Gräser
Nachstehend ein verkürzter Auszug aus einer Studie vom IPK-Institut: Die aufschlussreiche Arbeit wurde vom Leipziger Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK), von Herrn Professor von Wirén vor kurzem veröffentlicht. Darin heißt es: „Pflanzen können ihre Wurzeln an den Standort sowie die Nährstoff- und Bodenverhältnisse anpassen“. Dieses Phänomen ist zwar seit langem bekannt, nicht aber, wie die Kommunikation zwischen externer Nährstoffsituation und Wurzelentwicklung im Detail abläuft. Dem IPK-Institut ist es gelungen nachzuweisen, welchen Einfluss das Ammonium im Boden dabei hat.
Die seitliche Wurzelentwicklung wird vom pflanzlichen Wachstums- und Streckhormon Auxin gesteuert. Eine IPK-Studie wies mittels fluoreszierender Proteine nach, wie sich ein lokales Ammoniumangebot im Boden auf die Wurzelentwicklung auswirkt. Das Ammonium erhöht die Anhäufung von Auxin im Wurzelgefäßsystem und fördert die Bildung von Seitenwurzeln. Die Arbeit zeigt, dass die Ammoniumaufnahme durch die Wurzeln pH-Änderungen hervorruft, die das Pflanzenhormon Auxin in eine protonierte Form bringen, sodass Auxin in die äußeren Wurzelzellen vordringen kann, wo es die Entstehung von Seitenwurzeln auslöst.
Es habe sich außerdem gezeigt, dass diese lokalen Ammoniumdepots nicht nur die Seitenwurzelbildung, sondern auch die Mobilisierung und Aufnahme von Phosphat, einem weiteren wichtigen Hauptnährstoff, verbessern.
Lokales Phosphat bildet typischerweise längere Seitenwurzeln, während bei Ammonium mehr kurze Seitenwurzeln gebildet werden. Daraus könnte man ableiten, dass höhere Phosphatmengen möglicherweise die Rasenfilzbildung fördern. Regelmäßige Bodenuntersuchungen geben Aufschluss, wie es mit der Nährstoffversorgung tatsächlich aussieht.
Zusammenfassend könnte man sagen, dass eine Kontrolle der Rasenfilzbildung gemeinsam mit der Nährstoffversorgung, Bewässerung und dem Luftaustauch im Wurzelraum entscheidend dazu beiträgt, ob die Wurzeln in tiefere Bodenschichten wachsen.
Ing. Rudolf Woisetschläger