Ein Bericht aus dem GCM von William L. Berndt, Senior Consulting Agronom
Wenn Hydrauliköl auf Putting Greens kommt, ist es die Hitze, die das Gras tötet? Ist Geschirrspülmittel wirklich das beste Mittel gegen Schäden? Ein Überblick über die wissenschaftliche Forschung trennt Fakten von Mythen. Hydraulische Systeme sind häufig auf Mähmaschinen zu finden und wenn Hydrauliköl auf Rasengras austritt, kann das Ergebnis Beschädigung oder Verlust der Grasnarbe sein − vor allem auf Greens.
Jüngste Beiträge in den sozialen Medien hatten die Art der Verletzung von Hydrauliköl im Visier.
Es wurden Kommentare auf der privaten Face- book-Gruppe „Golf Course Maintenance“ gepostet, die etwa 14.000 Mitglieder hat. Die Statements, was man dagegen tun könnte, konnten unterschiedlicher nicht sein. Das Ziel dieses Artikels ist es, auf der Grundlage von Versuchen der letzten 15 Jahre, Fakten von Fiktion, in Bezug auf ausgetretenes Hydrauliköl auf Grüns, zu trennen.
Was tötet das Gras?
Die Meinungen über die Art der Rasengrasverletzung und was dagegen zu tun ist gehen auseinander. Ein wiederkehrendes Thema ist, dass die Temperatur des Öls, nicht das Öl selbst, Ursache für Rasengras Verletzung ist.
In Fort Myers wurden 2005 und 2006 Untersuchungen zu den Auswirkungen von Temperaturen im Zusammenhang mit dem Auslaufen von Hydrauliköl durchgeführt. Die Ergebnisse zeigten, dass die Temperatur des Öls zum Zeitpunkt der Applikation keinen Unterschied machte. Verschiedene Versuchstemperaturen führten zu 100% Triebnekrose, die mehr als 30 Tage nach der Behandlung andauerte. Im September 2014, wieder in Fort Myers, Florida, durchgeführte und 2018 wiederholte Folgeuntersuchungen hatten zum Ziel, die experimentellen Ergebnisse aus den Jahren 2005-2006 zu überprüfen.
Wurde Mineralöl auf ein Bermudagrasgrün aufgebracht − entweder bei einer Umgebungstemperatur von 35° C oder nachdem das Öl auf 80° C erhitzt wurde − gab es sieben Tage nach der Behandlung keinen Unterschied in der Nekrose von Rasengrastrieben. Beide Behandlungen führten zu 100% Triebnekrose, was darauf hindeutet, dass Hydrauliköl bei Umgebungstemperatur Rasengrastriebe ebenso tötete wie heißes Hydrauliköl.
Es ging jedoch auch hervor, dass sich das Öl nach ersten Kontakten über 24 Stunden in alle Richtungen von der Kontaktstelle ausbreitete. Diese Beobach- tung wurde durch Forschungen bestätigt. Wo sich das Öl ausbreitete, erhielten die Rasengraspflanzen innerhalb von 24 Stunden nach Kontakt ein ölgetränktes Aussehen und die Triebe starben innerhalb von sieben Tagen ab, was den Beweis dafür liefert, dass Hydrauliköl auch bei Umgebungstemperatur giftig für Rasengras ist.
Der Toxizitätsmechanismus ist jedoch noch nicht vollständig bestimmt. Im Versuch wurde gezeigt, dass heisses Öl Rasengrastriebe tötet, aber nachdem das Öl auf Umgebungstemperatur abgekühlt war und sich seitlich über oder durch die darunterliegende Strohmatte und den Boden ausgebreitet hatte, tötete es ebenso die Triebe. Die gleichen Ergebnisse traten übrigens auch bei der Anwendung von pflanzenlichem Öl auf. Öle, sowohl auf Erdölbasis als auch auf pflanzlicher Basis, sind also für Rasengras − unabhängig von ihrer Temperatur − giftig.
Behandlung von ölverursachten Rasenverletzungen
In der Rasengras-Management-Szene ist Geschirrspülflüssigkeit ein beliebtes Heilmittel für Probleme, die von Algen bis hin zu Ölverschmutzungen reichen. Keine einzige Methode ist allgemein anerkannt, um die Auswirkungen einer Verunreinigung mit Hydrauliköl zu mildern. Dies ist einfach erklärt: Keine einzige Methode ist zur Milderung der Auswirkungen einer derartigen Verseuchung für alle Situationen geeignet.
Der Erfolg oder Misserfolg jeder von Superintendenten gemeldeten Minderungsmethode ist als äußerst subjektiv zu bezeichnen, da eine replizierte Forschung bisher keine geeignete Methode zur Behandlung von Hydraulikölverschmutzungen hervorgebracht bzw. bestätigt hat.
Waschen mit Wasser
Hydrauliköl verdünnt mit Wasser verbessert die Wirkung der Verschüttung von Hydraulikflüssigkeit, konnte aber nichts dahingehend bewirken, um Verletzungen im Zusammenhang mit dem Austreten zu mildern. Öl ist weniger dicht als Wasser, was bedeutet, dass Öl auf Wasser schwimmt. So kann das Auswaschen eines Hydrauliköls mit Wasser die Verletzungsfläche und das Potenzial für Umweltverschmutzung erhöhen, da sie die Verunreinigung über eine größere Fläche verteilt.
Waschmittel
Ebenso wurde der Einsatz von Wasser plus Reini- gungsmittel untersucht. Aber auch hier zeigten die Ergebnisse, dass die Anwendung von flüssigem Reinigungsmittel unmittelbar nach einem Auslaufen von pflanzlichem Hydrauliköl, das auf 80° C erhitzt wurde und der Bereich dann für 10 Minuten gewaschen wurde, die Verletzung verschlimmerte. Die Theorie ist, dass das Waschmittel das Öl zwar neutralisiert, sodass es weggewaschen werden kann, die Bewegung von dispergiertem Öl mit intensiver Wäsche schickt es jedoch wahrscheinlich nur noch tiefer in das Bodenprofil, wo das Öl dann zu einem Schadstoff wird bzw. die Wäsche das Öl wieder weiter vom Kontaktpunkt entfernt und somit eine größere Rasenfläche betrifft.
Pflanzliche und synthetische Öle
Biologisch abbaubare, pflanzliche Öle werden empfohlen, um die langfristigen negativen Auswirkungen von Erdölhydrauliköl abzumildern, aber neuere Forschungen haben gezeigt, dass Pflanzenöl für Rasengraspflanzen genauso giftig ist wie Erdölhydrauliköl. Synthetische Hydraulikflüssigkeiten können das Ausmaß der Rasengrasverletzungen im Zusammenhang mit Verunreinigungen verringern, aber wenn eine Hydraulikflüssigkeit auf Polyalkylen-Glykol-Basis auf 80° C erhitzt und auf ein Bermudagrasgrün verschüttet wurde, verletzte sie die Triebe ebenso schwer. Das Ausmaß der Verletzung war deutlich geringer im Vergleich zu Verletzungen durch pflanzliche oder mineralische Öle und die Verletzung verheilte deutlich schneller, aber es traten ebenso spürbare und langanhaltende Rasengrasverletzungen auf. Je nach Umfang der Verschüttung kann es also besser sein, den Rasen gleich gänzlich zu ersetzen, als ihn mit Waschmittel zu waschen oder mit Wasser zu spülen.
Schlussfolgerungen
Die hier zitierte Forschung veranschaulicht mehrere wichtige Erkenntnisse. Erstens wurde festgestellt, dass ausgelaufenes Hydrauliköl über die Gräser in den Boden eindringt und Auswirkungen auf Wurzeln, Bodenorganismen sowie Triebe hat. Weiters entwickelt sich durch Schwerkraft und Kapillarität auch aus einer relativ kleinen Verschüttung eine große Verschmutzung im Boden. Da das Verschüttungsvolumen im Test nur knapp 3 Milliliter betrug und das Volumen der resultierenden Verschmutzung auf etwa 6 Kubikzentimeter geschätzt wurde, hatte sich das Öl von Anfang an durch den Boden ausgebreitet und die effektive Kontaktstelle zwischen ausgelaufenem Öl und dem Rasengrassystem also somit um mehr als 750% erweitert. Alles innerhalb der effektiven Anlaufstelle wurde durch Öl verseucht.
Ölverschmutzungen als Umweltverschmutzung
Die Forschung legt auch nahe, dass Ölaustritte von Erdöl-Hydrauliköl Verursacher von Umweltver- schmutzung sind. Erdölhaltige Öle enthalten viele Kohlenwasserstoffbestandteile, einschließlich polyzyklische, aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), die zu Umweltschadstoffen werden können, da sie durch Wasser von der Punktquelle wegwandern können. Die Beseitigung des kontaminierten Bodens im Falle einer großen Verschüttung erscheint sowohl vernünftig als auch umsichtig.
Abmilderung und Verhinderung von Ölverschmutzungen
Materialien, Produkte und Methoden zur Minderung von Rasenverletzungen durch das Auslaufen von Hy- draulikölen werden in der aktuellen Literatur seit vielen Jahren thematisiert und nun auch in den sozialen Medien besprochen.
Die vorgeschlagenen Materialien und Produkte umfassen Hilfsstoffe und Tenside, kalzinierte Tone, or- ganische Penetranten, körnige Absorptionsmittel und Bakterien, saugfähige Fasern, Emulgatoren und Saponifizierer sowie Aktivkohle. Spezielle Rasenreparaturtaktiken wurden angeboten und in der Tat wurde auch bereits ein US-Patent für ein Verfahren zur Entfernung von Öl von einem Golfplatz erteilt.
Hydraulische Ölaustritte können durch den Einsatz elektrischer Geräte verhindert werden. Die Beseitigung des Potenzials für Verschüttungen durch den Einsatz von Geräten, die nicht mit Hydraulik betrieben werden, ist wahrscheinlich die beste Lösung. Aber diese Lösung ist noch nicht praktikabel, da Kostenüberlegungen Golfplätze weltweit dazu zwingen, sich auf herkömmliche, hydraulische Maschinen zu verlassen. Bis dato scheint also keines der bekannten
Materialien oder Methoden für die Reparatur oder Abmilderung derartiger Verunreinigungen gut zu funktionieren.
Die Rasengrasindustrie ist also immer noch auf der Suche nach wirksamen Taktiken, um hydrau- lische Ölverschmutzungen auf Putting Greens zu mildern.
Die Forschung sagt …
• Erdöle sowie pflanzliche und synthetische Hydraulikflüssigkeiten beschädigen oder töten Rasengras, egal ob erhitzt oder bei normaler Umgebungstemperatur
• Verletzungen durch synthetische Hydraulikflüssigkeiten sind schwächer und heilen schneller
• Eine relativ große Ölausbreitung kann sich aufgrund der Schwerkraft und Kapillarität auch aus einem relativ kleinen Ölflecks entwickeln
• Ölverschmutzungen sind Umweltgefahren, die eine angemessene Abschwächung und Prävention erfordern
Ein Bericht von William L. Berndt aus dem US-amerikanischen Magazin GCM. Abdruck mit freundlicher Genehmigung der GCSAA.
William L. Berndt war Dozent am Edison State College sowie der Florida Gulf Coast University und ist derzeit Präsident und Senior Consulting Agronom von William Berndt Associates in Fort Myers, Florida.