Harry Faldner, Vorreiter in der organischen Golfplatzpflege und überzeugter Naturmensch: „Ich behandle meine Greens seit 7 Jahren mit 90% weniger Pestiziden und verwende nur natürliche Dünger.“
Immer schön dichte und sattgrüne Fairways und Greens und dies während der ganzen Spielzeit – eine grosse Herausforderung. Mit Pestiziden aller Art versuchen Greenkeeper zu verhindern, dass sich Pilzkrankheiten ausbreiten. Manchmal mit mehr, manchmal auch mit weniger Erfolg. Die grössten Probleme sind Feuchtigkeit, Lichtmangel und unter- beziehungsweise überversorgte Rasenflächen. All diese Faktoren begünstigen die Entwicklung von Pilzkrankheiten. Pilze befallen die geschwächten Gräser und zerstören das Bild eines gepflegten Rasens.
Umstieg auf organische Pflege
Harry Faldner, seit 2000 Head-Greenkeeper beim Golfclubs Donau in Linz-Feldkirchen, hat sich vor sieben Jahren entschieden, auf die organische Pflege seines Platzes umzusteigen. Am Anfang ein steiniger Weg. Heute hat er einen Golfplatz, der sich sehen lassen kann – insbesondere seine Greens. Mit seinem organischen Pflegekonzept ist er ein Vorreiter in der Branche. Er beweist eindrücklich, dass gesunde Böden und schöne Greens praktisch ohne chemische Pestizide möglich sind, und – besonders wichtig – die Golfspieler sind zufrieden.
Was ist Harrys Erfolgsgeheimnis?
Mit seinem Pflegekonzept setzt er auf Prävention statt Intervention. All seine eingesetzten Produkte sind 100% organisch und aus der Region, so beispielsweise Vinasse, Zuckerrüben-Melasse und Bakterien. Diese sorgen für eine hohe Zahl von Mikroorganismen, die sich langfristig etablieren und munter ausbreiten können. In jedem Boden finden sich zahlreiche Mikroorganismen. Dabei kann es sich um aufbauende, krankheits- und fäulniserregende Mikroorganismen oder neutrale bzw. opportunistische Mikroorganismen handeln. Ein wesentlicher Bestandteil sind Trichoderma-Pilze. In verschiedenen Studien hat sich gezeigt, dass diese in der Lage sind, gerade die aufbauenden Mikroorganismen bei ihrer Etablierung im Boden erfolgreich zu unterstützen.
Speziell entwickelte Trichoderma-Stämme können bei Pilzerkrankungen im Boden oder auf dem Blatt eingesetzt werden, beispielsweise bei verschiedenen Fusarien und Sclerotinia-Arten oder auch Dollar-Spot. Zudem fördern diese Nützlingspilze die Wurzelaktivität und die verbesserte Aufnahme von Nährstoffen. Das Anwachsen und die Etablierung von Rasen werden dadurch beschleunigt. Die Stressresistenz bei Trockenheit und gegenüber biotischen sowie abiotischen Faktoren wird erhöht. Insgesamt werden die Gräser vitaler und robuster. Insbesondere die neuartige und temperaturstabile Flüssigformulierung ermöglicht ein bequemes und effizientes Ausbringen gerade auf grossen Flächen. Ein anschliessendes Wässern oder Niederschlag hilft, die Sporen von Trichoderma atrobrunneum in den Wurzelbereich zu transportieren.
Bereits mehrere Golfplätze in Österreich, Deutschland und in der Schweiz setzen regelmässig Trichoderma ein und haben damit gute Erfahrungen gemacht. Clubmanager Christoph Fröhle des Golfclubs Bodensee Weissensberg meint: „Wir sind zufrieden und gehen davon aus, dass die vor allem mechanisch geschaffene, bessere Belüftung der Greens in Kombination mit der erfolgreichen Ansiedelung der Trichoderma-Sporen den Erfolg gebracht haben. Wir haben uns entschieden, die Behandlungen weiter zu führen.“
Auch Martin Suter, Head-Greenkeeper des Golf & Country Clubs Blumisberg legt viel Wert auf Naturschutz und nachhaltige Lösungen beim Unterhalt des Platzes: „Wir wollten Trichoderma gegen die regelmässig auftretenden Dollarspots testen und erhofften uns auch eine höhere Widerstandskraft gegen Schneeschimmel, der bei uns oft gegen Jahresende sowie nach dem Winter auftritt. Wir sind positiv überrascht über die bisher erzielten Resultate.“
Harry Faldner freut sich, Interessenten mehr von seinem nachhaltigen Pflegekonzept zu berichten. Er ist auch bereit, „Umsteiger“ bei den ersten Schritten mit Rat und Tat zu begleiten.
Ein Bericht von
Rudolf Woisetschläger
Printausgabe: Greenkeeper News #83 | 1-2022